Im westafrikanischen Staat Guinea-Bissau hat sich am 26. November 2025 eine dramatische Wende ereignet. Eine Gruppe von Militäroffizieren verkündete die Absetzung des amtierenden Präsidenten und die Übernahme der Staatsgewalt. General Denis N’Canha trat als Sprecher der Putschisten auf und begründete den militärischen Umsturz mit der angeblichen Aufdeckung eines Plans zur Wahlmanipulation. Dieser Putsch reiht sich ein in eine Serie von Militärcoups, die Westafrika seit mehreren Jahren erschüttern.
Gründe und Ablauf der Machtübernahme
Das Militäroberkommando rechtfertigte seine Aktion mit der Behauptung, ein umfassendes Komplott zur Destabilisierung des Landes aufgedeckt zu haben. Nach Angaben der Streitkräfte waren in diesen Plan sowohl hochrangige Politiker als auch ein bekannter Drogenbaron verwickelt. Die Offiziere verhängten unmittelbar nach ihrer Ankündigung drastische Maßnahmen.
Folgende Schritte wurden von den Putschisten eingeleitet :
- Absetzung von Präsident Umaro Sissoco Embaló
- Schließung sämtlicher Land- und Seegrenzen
- Aussetzung aller Medienaktivitäten
- Verhängung einer nächtlichen Ausgangssperre
- Unterbrechung des laufenden Wahlprozesses
In Bissau, der Hauptstadt des Landes, waren Schüsse zu hören. Der gestürzte Präsident bestätigte gegenüber dem französischen Magazin «Jeune Afrique», dass er zusammen mit dem Innenminister und den Stabschefs im Präsidentenpalast festgenommen worden sei. Er betonte jedoch, dass ihm keine Gewalt angetan wurde.
Politischer Kontext und internationale Reaktionen
Die politische Lage in Guinea-Bissau war bereits vor dem Putsch äußerst angespannt. Am Sonntag vor der Machtübernahme hatten überfällige Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattgefunden. Sowohl Embaló als auch sein Hauptkonkurrent Fernando Dias hatten sich jeweils zum Sieger erklärt, obwohl die offiziellen Ergebnisse erst für Donnerstag erwartet wurden.
Der 53-jährige Embaló, ein ehemaliger General, regierte seit 2020 und hatte Ende 2023 das Parlament aufgelöst. Seine Amtszeit war bereits seit Monaten abgelaufen. Kritiker warfen ihm vor, systematisch Oppositionelle, Journalisten und Menschenrechtler zu unterdrücken. Die wichtigste Oppositionspartei war von der Wahl ausgeschlossen worden und unterstützte den unabhängigen Kandidaten Dias.
Das Auswärtige Amt bewertete die Sicherheitslage als unübersichtlich und volatil. Es empfahl, Demonstrationen und größere Menschenansammlungen, insbesondere in der Nähe des Präsidentenpalastes, weiträumig zu meiden.
Guinea-Bissau zwischen Armut und organisierter Kriminalität
Das kleine Land mit rund 2,2 Millionen Einwohnern zählt zu den ärmsten Nationen weltweit. Seit seiner Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1974 erlebte der westafrikanische Küstenstaat mehrfach Putsche und Putschversuche. Das Militär mischt sich traditionell stark in die Politik ein.
| Wirtschaftssektor | Bedeutung für Guinea-Bissau |
|---|---|
| Landwirtschaft | Größter offizieller Devisenbringer |
| Bodenschätze | Gold, Gas und Bauxit vorhanden |
| Kokainschmuggel | Knotenpunkt zwischen Lateinamerika und Europa |
Die NGO Global Initiative Against Transnational Organized Crime beschrieb kürzlich den Drogenhandel als profitabler denn je. Die Experten stellten fest, dass die Kokainwirtschaft untrennbar mit der machiavellistischen Politik des Staates verbunden ist.
Dieser Putsch fügt sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Seit 2020 erlebten Mali, Burkina Faso, Niger, Guinea, Tschad und Gabun verfassungsfeindliche Machtübernahmen durch das Militär. In mehreren weiteren Ländern der Region kam es zu Putschversuchen, was die Fragilität demokratischer Strukturen in West- und Zentralafrika unterstreicht.











